Wehrkirche
Als Wehrkirche werden Kirchen bezeichnet, die mit Vorrichtungen zur Abwehr von Feinden, wie z.B. Zinnen, Wehrerkern (Pechnasen), Maschikulis oder Schießscharten versehen sind.
Ist die Kirche von einer Verteidigungsanlage umgeben, die auch andere Wehrbauten umschließt, spricht man von einer Kirchenburg.
Schweiz
In der Schweiz haben nur Lokalkriege Zerstörungen angerichtet. Mehr ging durch Neubauten verloren. In der frz.- und it.-sprechenden Teilen der Schweiz fallen die befestigten Häuser der Adelsfamilien innerhalb der Orte auf. Es sind wahre Donjons. Oft sind es Häuser der Viztume, der weltlichen Beauftragten des Bischofs.[1]
"Als woanders die Religionskämpfe als Folge der Reformation längst vergessen waren, errichteten in der Schweiz die Villmerger Kriege ihren Höhepunkt. Um 1700 stand noch ein weiterer Kampf mit den 1656 besiegten reformierten Ständen bevor. Deshalb bauten die Züricher überall dort ihre Kirchhöfe aus, wo sie Überfälle aus der Nachbarschaft befürchteten."[2]
Österreich
"Von Wien aus an der Straße zum Semmering reihen sich rechts und links der heutigen Straße die Wehrkirchen aneinander.
Der Weg in die Alpen lief entlang der Ostgrenze, die ständig zuerst von Ungarn und dann von Türken bedroht war. So beginnt dieser Wall gegen die östlichen Einfälle im Norden über Wien und stößt dann auf den Wehrkirchenwall südlich der Alpen. Um nur einige zu nennen: Mistelbach, Pulkau-Zellerndorf, Deutschwagram. ... Perchtoldsdorf"[3]
"Der Süden, Kärnten und die Steiermark sowie Krain und Ungarn der ehemaligen Donaumonarchie, mußte wie Siebenbürgen nichtchristliche Feinde abwehren, denen Kirchen, Reliquien und Sakramente in keiner Weise heilig waren."[4]
"Dies hängt mit deren besonderen Bedrohung durch die Türkeneinfälle im 15. Jahrhundert zusammen. Mehr noch als in Niederöstrreich und Steiermark nahmen in Kärnten die Raubzüge bestimmte, durch Flußtäler und Gebirgsübergänge vorgezeichnete Wege in die offenen, flachen Binnenlandschaften. Über den Seebergpaß fielen 1473 die Türken zum erstenmal in Kärnten ein. 1478 drangen sie über den Predil ins Land ein. In ihrem Vorgelände sind überall Wehrkirchen anzutreffen, während sie im Oberland, das wenig oder nur kurze Zeit unter den Einfällen zu leiden hatte, seltener sind.
Die Wehrkirchen sind jedoch nicht nach den Gesichtspunkten einer Landesverteidigung angelegt worden. Diesem Zweck dienten vor allem Verschanzungen an den Landesgrenzen, die freilich, schlecht oder gar nicht besetzt, dem Feinde wenig Widerstand boten. Die Wehrkirchen hatten nur örtliche Bedeutung. In der Art, wie das Landvolk seine Kirchen befestigte, gab es keinen Unterschied zwischen deutschen und windischen Kärtnern. In der gemeinsamen Not und in dem Bestreben sich davor zu schützen, wurden auch in dieser Beziehung die Worte des Chronisten Megiser wahr, daß 'aus ihnen beyden einerley volk ist worden.'"[5]
Anhang
Literatur
- Wolfram von Erffa: Wehrkirchen in Oberfranken. Kulmbach 1956.
- Hermann Fabini: Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen. Hermannstadt 1999.
- Volkmar Geupel: Führer zu den Burgen und Wehrkirchen im Erzgebirgskreis. Dresden 2013.
- Karl Kafka: Wehrkirchen Kärntens. I. Wien 1971.
- Karl Kafka: Wehrkirchen Kärntens. II. Wien 1972.
- Karl Kolb: Wehrkirchen und Kirchenburgen in Franken. 1981.
- Karl Kolb: Wehrkirchen in Europa. Würzburg 1983.
- Edmund Zöller: Fränkische Wehrkirchenstraße. Uffenheim 1995.
- Edmund Zöller: Fränkische Wehrkirchenstraße /2: Fränkische Wehrkirchen im Rangau und im Knoblauchsland. Uffenheim 1993.
- Edmund Zöller: Fränkische Wehrkirchenstraße /3: Wehrkirchen und Kirchenburgen in Unterfranken : Steigerwald, Rhön, Spessart, Fränk. Weinland. Uffenheimm 1994.
- Edmund Zöller: Wehrkirchen und Kirchenburgen in Oberfranken. Fränkische Schweiz, Obermaintal, Coburger Land, Frankenwald. Uffenheim 1999.
Anmerkungen