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"Seit der Antike übliche Symbole der Stadt auf bildlichen Darstellungen wie die Doppelturmfassade (-Stadttor) und das Nischenportal tauchen in der Baukunst des nordischen Mittelalters am Kirchenbau auf. Obwohl auch hier andere, nicht auf den Städtebau hinweisende morphologische Ableitungen möglich sind, ist die Abwandlung des in Italien üblichen Basikientyps in dieser Richtung unter dem Eindruck der allegorischen Interpretation des Kirchenbaus (ecclesis - civitas Dei - Nova Jerusalem), die im 12. Jahrhundert ihren Höhepunkt hat, überzeugender. Vornehmlich die Dreiturmgruppe, das Castellum genannte Westwerk und die Torburg stimmen vollkommen mit zeitgenössischen bildlichen Stadtdarstellungen überein." (32)
"Seit der Antike übliche Symbole der Stadt auf bildlichen Darstellungen wie die Doppelturmfassade (-Stadttor) und das Nischenportal tauchen in der Baukunst des nordischen Mittelalters am Kirchenbau auf. Obwohl auch hier andere, nicht auf den Städtebau hinweisende morphologische Ableitungen möglich sind, ist die Abwandlung des in Italien üblichen Basikientyps in dieser Richtung unter dem Eindruck der allegorischen Interpretation des Kirchenbaus (ecclesis - civitas Dei - Nova Jerusalem), die im 12. Jahrhundert ihren Höhepunkt hat, überzeugender. Vornehmlich die Dreiturmgruppe, das Castellum genannte Westwerk und die Torburg stimmen vollkommen mit zeitgenössischen bildlichen Stadtdarstellungen überein." (32)


 
"Das gotische Figurenportal resumiert sozusagen bildlich die Bedeutung der Kathedrale als Himmelsstadt, es mach wirklich sinnlich anschaulich, was das Gesamtgebäude verschlüsselt bedeutet." (34)


== Anhang ==
== Anhang ==

Version vom 18. August 2019, 21:25 Uhr

Bücher über Architektur

Ikonologie der Architektur (1969)

Günter Bandmann brachte 1969 das Buch "Ikonologie der Architektur" heraus.[1] Darin heißt es: "Zunächst ist Frankreich und auch das geistig abhängige Belgien als ein Hort der Ikonographie zu nennen." (4)

"Die Ikonographie alten Stiles beschränkt sich auf die Bestimmung der praeexistenten, durch das Kunstwerk abgebildeten Inhalte. Aber schon die humanistische Ikonographie und auch die christliche Archäologie mußten das Problem der Bedeutung, d.h. der Beziehung eines in der Darstellung eingeschlossenen Sinnes auf einen übergeordneten Zusammenhang berücksichtigen. Die Ikonographie als Kund von den abgebildeten Inhalten wurde damit zu einer Kunnde von der Bedeutung der Inhalte erweitert, sie wurde Symbolkunde, Inkonologie. Wenn Christus z.B. als hellenistischer Herrscher dargestellt wurde, so sollte er zweifellos nicht das Abbild eines hellenistischen Herrschers sein, sondern man wollte mit der Fixierung der antiken Attribute einen übergeordneten Rang und Anspruch andeuten, der durch die geschichtliche Verwendung den Zeichen zugewachsen war und den sie anschaulich machten, ja, im mittelalterlicen Sinne sogar mit sich trugen." (6)

"In der Kunst der Frühzeiten ist häufig der Übergang von inhaltlicher Schilderung zur symbolischen Abkürzung, die ein Allgemeinwissen vertritt, und damit zur Bedeutung zu beobachten." (6)

"In allen diesen Fällen löst die Ikonologie (Bedeutungskunde) die Ikonographie (Inhaltskunde) ab. 'Denn bei der ikonographischen' (ikonologischen) 'Interpretation handelt es sich nicht nur um die Erkenntnis des im einzelnen' Kunstwerk Dargestellten, sondern in noch viel höherem Grade um das Verständnis der ganze Summe von Gedanken- und Gefühlsverbindungen, in deren Mitte es stand; das bloße Erkennen der Szene würde die Menge des Auszudrückenden nicht erschöpfen, daher auch Bedingungen verkennen, die für die Gestaltung - im weitesten Sinne - bestimmend sein mußten oder konnten." (7)

Tietze: "Demnach ist der ikonographischen Interpretation die Aufgabe gestellt, nicht nur das Dunkel zu erhellen, das den Gegenstand des Denkmals unverständlich macht, sondern noch mehr die Intention, also den geistigen Zusammenhang, herzustellen." (7)

"Dieser Bezüglichkeit besonderer Art ist auch die Architektur unterworfen, auch sie ist Träger von Bedeutungen und Hinweisen, die durch zahlreiche Quellen belegt werden können." (7)

"Wenn man wert auf terminologische Exaktheit entgegen dem allgemeinen Sprachgebrauch legt, müßte man also sagen, daß es keine Architekturikonographi, wohl aber eine Architekturikonologie gibt. Das heißt, die Ikonologie versucht die Frage zu beantworten: Was hat den Menschen damals diese oder jene Form bedeutet und welche Folgen sind für das Kunstwerk damit verbunden? Dagegen fragt die Ikonographie: Was stellt dieses oder jenes dar, was bildet es ab?" (8)

Sauer: "Alles was in kirchlichen Diensten und Dingen an Ausstattungen vorkommt, ist von göttlichen Hinweisen und Geheimnissen und jedes einzelne atmet himmlische Süße. Doch nur, wenn sie einen aufmerksamen Betrachter findet, der versteht, 'den Honig aus dem Felsen und das Öl aus dem härtesten Gestein zu saugen'." (12)

Ein Beispiel der Beschreibung: "In der Mitte hoben zwölf Säulen, entsprechend der Zahl der Apostel und ebensoviel in den Seitenschiffen, die Zahl der Propheten kennzeichnend, den Oberteil des Gebäudes empor, nach den Worten des Apostels, der im Geiste baut: 'So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, welcher die Wände von beiden Seiten eint, in dem jedes Bauwerk, sei es geistig oder materiell, wächst zu einem heiligen Tempel des Herrn'." (12)

"Der Stein ist der tote Stoff, der einen reinen Nützlichkeitswert hat, das organische Leben spielt sich auf seiner Oberfläche ab." (13)

"Die plötzliche frappante Ähnlichkeit etwa in der Plastik des 13. Jahrhunders im Vergleich zu römischen oder gar griechischen Skulpturen verstand sich dann als Parallele. Ohne das Faktum der Wachstumsparallele in sich leugnen zu wollen ..., läßt sich doch sagen, daß in der Architekturgeschichte dieses Modell meistens versagt. Weder das karolingische durchlaufende Querhaus läßt sich aus einer zunehmenden Bereicherung der Ostanlage erklären - es steht gleich von Anfang an voll ausgeprägt in Übereinstimmung mit dem konstantinischen da - doch die salisch-staufische Zerggalerie als zunehmende plastische und räumliche Durchdringung von Blendformen verstehen; sie ist gleich am Speyerer Dom im 11. Jahrhundert vollentwickelt da und man könnte mit Recht fragen, ob nicht die fast zufällig herausgewählten 'Vorstufen' und 'Abkömmlinge' in Blendenform, die sich nur in Gebieten außerhab des Oberrheins finden lassen, etwas anderes sind, eine weiterlebende oder auch rezipierte Schicht einer anderen antiken Bauform, eben der Blendgalerie." (19)

"Durch die Untersuchungen von R. Krautheimer wissen wir, daß im Mittelalter die Formen bei der Kopie nur insoweit vom Vorbild übertrage werden, als sie Träger von Assoziationen zur Bedeutung des Vorbildes sind So ist nach den Urkunden Germigny-des-Près eine Nachbildung der Aachener Pfalzkapelle, Petershausen von St. Peter in Rom. und der karolingische Palast in Aachen eine Nachahmung des römischen Lateranpalastes. ... Ungefähre formale Ähnlichkeiten befriedigte, wenn nur das Nacherleben oder die Bannung der an das Vorbild geknüpfte Ereignisse und Mächte ermöglicht wurde. Die Übereinstimmung kann sich auf ganz allgemeine Dinge beziehen, z.B. auf die Zahl der Stützen. Die symbolische Zahl kann auch auf die Maße der Stützen angewendet werden und an die Stelle der Antiken, durch formale Gesetze bestimmten Proportionen treten. Drei oder vier wiederholte Maße, einige kopierte Glieder genügen, die Identität der Bedeutung zu sichern. Je ungewöhnlicher die Gestalt des Vorbildes, je entlegener der Kulturkreis, dem es entstammt, desto weniger ist man auf totale Kopie angewiesen. Einige Reminisencen genügen. Das Vorbild wird in typische Teile aufgelöst und diese werden in der Kopie neu gruppiert. Unter Umständen genügt schon die Dedikation an den gleichen Patron, um das Vorbild im Geiste neu entstehen zuu lassen." (20)

Ein Beispiel: "der König der Assyrer Sanherib zerstörte 689 v.Chr. das aufständische Babel, die Hauptstadt des älteren Nachbarreiches, das sich immer wieder aus der Herrschaft der Assyrer freizumachen versuchte. Er spricht aus, daß er den eigenen Landesgott an die Stelle des babylonischen Hauptgottes Mardukk setzen will. Er übernimmt die Kultformen und den Bautyp des Marduk-Heiligtums nach Assyrien, um die Mardukkraft für sich zu gewinnen. Der bei Asurheiligtümern ursprünglich übliche Torherdtempeltyp wird aufgegeben und ein ebabylonische Zikkurat errichtet." (23)

"Besonders wichtige formale Folgen stellen sich ein, wenn sich diese unsichtbare göttliche Ordnung auch durch andere Architekturpetaphern ausdrücken läßt, etwa als Himmelsstadt, als Burg oder als Königspalast." (24)

"Das Christentum griff seit dem 4. Jahrhundert die mit einer bestimmten, wenn auch schon verblaßten Bedeutung behaftete Bauformen - Säule, Apsis, Bogen, Wölbung - auf und gab ihnen in ihrer Zusammensetzung zum Gesamtwerk einen neuen Sinn als Gottesreich, Gottesstadt, der eine Modifizierung der uralten Vorstellung vom Hause Gottes darstellt." (24)

Im alten Reich Ägyptens hieß das Grab "Haus der Ewigkeit". Auf einer Grabinschrift des Gaufürsten Chuefhor (9. Dynastie) heißt es: "Ich habe mein Haus gebaut." - "Einmal hatten die nomadisierenden Stämme schon immer die Gewohnheit, ihre Toten zurückzulassen. Zwar hielten sie sich auch für weiterlebend und versahen sie mit Speisen und Trank; aber da ihnen das Wohnhaus als architektonisch formuliertes Gebilde nicht geläufig war, legten sie die Toten in Gruben, wie sie ihnen vielleicht selbst als flüchtiger Aufenthalt, für wenige Nächte als Lager dienten. Vielleicht versahen sie das Grubengrab mit einem vergänglichen zelt- oder hüttenartigen Dach, vielleicht genügte ein Mal als Zeichen.
Diese Gewohnheiten, die Toten von den Lebenden zu scheiden, wurde dann auch bei der seßhaften Bevölkerung üblich, wenn, wie es sich in der Geschichte häufig ereignete, sich die nomadisierenden, meist kriegerischen Stämme zu den Herren der seßhaften Bauern und Städter machten. Die Gräber blieben dann in einem geschlossenen Bezirk außerhalb der menschlichen Siedlung, oft vor den Toren der Stadt, ahmten aber noch weiterhin den Wohnbau nach." (27)

"in Aquileja empfing der thronende Bischof die Täuflinge zur Firmung, der Altar stand in einem anderen Bauwerk, in Rom beanspruchte schon sehr früh der Bischof die legitime Vertretung des nach Konstantinopel übergesiedelten Kaisers. Erst in den Nachfolgebauten traten andere Bedeutungen an die Stelle des Thronsaales: In Alt-St.Peter als Märtyrerkirche vielleicht der Heroongedanke, in der karolingischen und frühottonischen Querhauskirchen die geschichtliche Bedeutung als konstantinische Schöpfung und im allgemeinen die allegorisch Bedeutung der Kreuzgestalt Christi. Auch die Einführung antiker Mausoleusformen in den christlichen Kirchenbau stellt eine solche bedeutungsgebende Haltung dar, die erst nach und nach in der Gestalt der kreuzförmigen Basilika mit Turm über der ausgeschiedenen Vierung sich zu einem typisch-christlichen Gebildet verdichtete." (29)

"Zunächst kann es sein, daß, wenn dem ganzen Gebäude die Bedeutung des Kosmos, des Weltgefüges unterlegt wird, die Einzelteile sich nach dieser Bedeutung umprägen können. Diese Vorstellung des Gebäudes als Abbreviatur der Gesamtwelt stellt sich ein, wenn der Herr des Hauses, die Gottheit oder der König, als Herr der ganzen Welt geglaubt wird und die einzelnen Teile nun auf diese größere Heimat hinweisen. Das Dach des Gebäudes war der Himmel, der Boden die Erde, die Stützen bedeutende Pflanzen oder antropomorphe, der Gottheit dienende Wesen, die das Ganze tragen. Mit dieser kosmischen Interpretation war der Punkt gegeben, da die aus de Hausbau abgeleiteten Formen mit einer über ihren struktiven Zweck und ihre immanente Symbolik hinnausgenden allegorischen Bedeutung geladen wurden. Aus zahlreichen Hinweisen können wir erschließen, daß das Gewölbe und selbst das Sparrendach das Himmelszelt bedeutete, dass die Stützen die Pflanzenwelt oder Lebewesen darstellten." (31)

"Auch im christlichen Kirchenbau wurde nach der Herstellung der Verbindung mit der Antike diese Bedeutung wirksam, nur muß gesagt werden, daß, wenn sich auch die Bedeutung der Kirche als Kosmos und als Wohnhaus Gottes nachweisen läßt, die Bedeutung als Himmelsstadt bei weitem überwiegt. Das Hervortreten dieser Allegorie ist begründet im Wesen des christlichen Gotteshauses, zu dem die Gemeinde der Gläubigen konstitutiv gehört, im Gegensatz zum heidnischen Tempel, der in erster Linie dem Gotte vorbehalten ist." (31)

"Seit der Antike übliche Symbole der Stadt auf bildlichen Darstellungen wie die Doppelturmfassade (-Stadttor) und das Nischenportal tauchen in der Baukunst des nordischen Mittelalters am Kirchenbau auf. Obwohl auch hier andere, nicht auf den Städtebau hinweisende morphologische Ableitungen möglich sind, ist die Abwandlung des in Italien üblichen Basikientyps in dieser Richtung unter dem Eindruck der allegorischen Interpretation des Kirchenbaus (ecclesis - civitas Dei - Nova Jerusalem), die im 12. Jahrhundert ihren Höhepunkt hat, überzeugender. Vornehmlich die Dreiturmgruppe, das Castellum genannte Westwerk und die Torburg stimmen vollkommen mit zeitgenössischen bildlichen Stadtdarstellungen überein." (32)

"Das gotische Figurenportal resumiert sozusagen bildlich die Bedeutung der Kathedrale als Himmelsstadt, es mach wirklich sinnlich anschaulich, was das Gesamtgebäude verschlüsselt bedeutet." (34)

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Günter Bandmann: Ikonologie der Architektur. 2. Auflage. Darmstadt 1969.